Es war sein letztes Spiel als Headcoach für die Kirchdorf Wildcats. Am Sonntag beendete Christoph Riener in Kempten seine Karriere beim niederbayerischen Traditionsclub als Cheftrainer. Seit 2011, also seit nunmehr 13 Jahren leitete der Ingenieur die sportlichen Geschicke bei den Kirchdorf Wildcats. Riener hat in dieser Zeit alles erlebt beim Bundesligisten. Auf- und Abstiege, Siege, Niederlagen und viele anstrengende Jahre. „Wir haben Christoph extrem viel zu verdanken als Verein. Er ist mit uns durch dick und dünn gegangen und hat mit seinem hohen Engagement uns dahin gebracht, wo wir jetzt stehen“, lobt Präsident Wolfgang Höfelsauer die äußerst ungewöhnlich lange Zeit als Headcoach für einen Verein.
Die Aufstiege in die 1. Liga 2017 und 2023 gehören sicher zu den sportlich größten Erfolgen, die er den Wildcats beschert hat. Wesentlich wertvoller waren allerdings die Zeiten, in denen es nicht so gut gelaufen ist. Auch die Abstiege und vielen Umbrüche im Verein gehörten dazu und hier war Riener immer zur Stelle und lenkte die Mannschaft wieder in die richtige Richtung. Geschätzt von seinen Trainerkollegen in ganz Deutschland war er das Gesicht der Wildcats in dieser Zeit. Seine Interviews und trockenen Kommentare der Presse gegenüber sind legendär. Riener hat sich selbst nie wichtig genommen und sein größtes Anliegen war die Förderung junger Talente. Viele Spieler haben unter seiner Führung aus der Jugend heraus sich zu top Athleten entwickelt und durch seine Arbeitsauffassung auch viel neben dem Footballfeld gelernt. Als Vorbild und Aushängeschild der Wildcats war er maßgeblich dafür verantwortlich, dass durch den hervorragenden Trainerstab um ihn herum viele Spieler von anderen Verein den Weg zu den Wildcats fanden um zu lernen und als Footballspieler besser zu werden. Riener war selbst Spieler bei den Wildcats.
Angefangen hat er 1997 im Flagteam und sich dann über die Jugend und als bayerischer Auswahlspieler in die Seniorenmannschaft hochgearbeitet. Als Linebacker war er schon immer Defense Spezialist und auch schnell Captain im Team. Gefürchtet als harter Hitter sammelte er viel Erfahrung und feierte mit den Wildcats den Aufstieg von der Regionalliga in die 2. Bundesliga 2002 und im Jahr darauf gleich den bisher größten Erfolg in der Vereinsgeschichte mit der dritten Meisterschaft in der 2. Liga und einem gewonnenen Relegationsspiel in Simbach gegen Marburg. Zum Aufstieg hat es zwar noch nicht gereicht, diese Zeit würde aber kommen. 2008 wechselte Riener dann als Defense Coach auf die andere Seite der Linie. Als während der Saison 2011 der amerikanische Headcoach das Team verlassen musste sprang Riener ein und übernahm von nun an als Headcoach die sportliche Leitung der Kirchdorf Wildcats. Seine Erfolge in dieser Zeit waren die Meisterschaft in der GFL2 2014 und 2017 gelang dann der große Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse unter seiner Führung. Zwei Jahre spielten die Wildcats im Oberhaus, bevor 2019 der Abstieg in die GFL2 folgte. Doch aufgeben war nie etwas für Riener. 2023 erspielten die Wildcats erneut die Meisterschaft in der 2. Liga und stiegen erneut in die GFL auf. Obwohl es heuer nicht so gut lief, entwickelte sich die Mannschaft weiter und spielte attraktiven Football. Der Grundstein ist jedenfalls gelegt für eine weitere Saison in der GFL und als Grund dafür kann man durchaus Christoph Riener dafür verantwortlich machen, der zusammen mit seinem Trainerstab Kirchdorf am Inn auf die deutsche Football-Landkarte gehoben hat.
Zum Glück bleibt Riener dem Verein erhalten und wird in Zukunft die sportlichen Fäden im Hintergrund ziehen. „Es wäre auch wahnsinnig schade, wenn die Wildcats dieses Football-Brain verlieren würde“, erklärt auch Präsident Wolfgang Höfelsauer den Schritt und dankte Riener im Abschlusstraining. Die große Ehrung erfolgt natürlich noch nachträglich und wie man Riener kennt legt er darauf überhaupt keinen Wert. „Muss aber trotzdem sein“, erklären auch alle Spieler und Trainerkollegen mit einem Grinsen. Christoph Riener hat eine Ära geprägt im kleinsten GFL-Standort Deutschlands und wird bei den Wildcats sicher schwer zu ersetzen sein. Auch der ehemalige Vorstand Hans-Peter Klein, der all die Jahre zusammen mit Riener und seinem Team die Wildcats durch Höhen und Tiefen geführt hat, weiß wovon er spricht wenn er behauptet: „Christoph hat sich wirklich teilweise aufgeopfert für den Verein durch seine Disziplin und seine Arbeitseinstellung. Er konnte auch gar nicht anders. Das wissen nicht viele und nach außen hin ist der Coach immer der Star. Deshalb freue ich mich, dass er es nun etwas ruhiger angehen kann“, und eines schiebt Klein noch nach: „Jetzt wird es Zeit für den Expertenhügel“.